Carl Maria von Weber

Mein, heute würde man sagen, Rufname, ist Carl Maria von Weber, korrekt heiße ich Carl Maria Friedrich Ernst von Weber.

Geboren wurde ich am 18. oder 19. November 1786 in Eutin, man weiß es nicht so genau. Eindeutig belegt ist die Taufe am 20. November 1786 in der Kapelle des Schlosses Eutin. Ich bin der Sohn von Franz Anton von Weber und Genofeva Weber. Ob ich tatsächlich von Adel bin oder ob das ein Fake ist, ist umstritten bzw. unklar. Es gibt viele Anhaltspunkte, dass mein Vater das „von“ aus einer ausgestorbenen Linie „ableitete“, also gewissermaßen okkupierte.

So what, auf jeden Fall bin ich angeheirateter Vetter von Wolfgang Amadeus Mozart, der die Tochter Constanze meines Halbbruders Fridolin heiratete. Das ist eindeutig beweisbar!

Gestorben bin ich nach schwerer Krankheit am 05. Juni 1826 in London. Das Begräbnis in London war ein viel beachtetes Ereignis. 1844 wurde ich in das Familiengrab nach Dresden überführt. Dort hielt Richard Wagner die quasi zweite Grabrede. Er kannte und schätzte mich aus seinen jungen Jahren.

Warum stehe ich hier, was verbindet mich mit Eutin?

Als erstes natürlich der Geburtsort! Mein Geburtshaus steht noch heute in voller Pracht in der Lübecker Straße 48. Schaut Euch dort einmal die wunderschöne Gedenktafel und das Haus als solches an, es gibt im heutigen "Carl Maria von Weber Café" auch viele Leckereien zu genießen!

Allerdings mussten wir Eutin schon Anfang 1787 verlassen. Die Geldnöte des damaligen Herzogs Friedrich August waren groß und die meines Vaters, der dessen Hofkapellmeister war, daher ebenso. Diese Lage wurde bei meinem Vater und später auch bei mir nie besser. Wir waren immer klamm!

Eutin hat mich noch zweimal kurz gesehen, was für den Titel "Weber-Stadt" einschließlich der Geburt aber allemal reicht! Da gibt es keine Diskussion! Auf einer Konzertreise durch den Norden erreichten wir am 02. Oktober 1802 Eutin auf der Durchreise und waren zwei Tage später schon wieder weg. Auch mein zweiter Aufenthalt vom 12. – 14. September 1820 auf meiner Reise nach Kopenhagen war recht kurz, aber spannend. Belegt ist die Aufführung einer Ouvertüre im Saal des Rathauses!

War es bereits die Ouvertüre der um ein Jahr später in Berlin uraufgeführten Oper "Der Freischütz"? Leider gibt es keine Beweise, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, da ich die Ouvertüre dann anschließend in Kopenhagen aufführte. Es hat mich übrigens sehr gefreut, dass die Musiker im Rathaussaal ohne Entlohnung spielten… na ja, bei der Qualität der musikalischen Darbietung wäre eine Entlohnung auch vielleicht schwierig gewesen. Das fertige Werk wurde übrigens am 18. Juni 1821 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin uraufgeführt! In Eutin sind dann keine weiteren Besuche meinerseits mehr dokumentiert.

Aber sei´s drum. Zu meiner Freude erinnern heute noch viele Straßennamen und auch Denkmäler in Eutin an mich, das Neuste steht vor Euch.

Aber nicht nur hier lebe ich in Eutin weiter. Zu meinem 125. Todestag gründeten 1951 Einheimische und auch Kriegsflüchtlinge, die in Eutin ein neues Zuhause gefunden hatten, die Weber-Festspiele. Mit einem bahnbrechenden Erfolg wurde hier in den Sommermonaten 1951 im Schlossgarten "Der Freischütz" aufgeführt. Mit Sonderzügen aus Kiel und Hamburg reisten die Kulturhungrigen damals an, um mein Werk auf einer Naturbühne zu sehen, zu sehen auch in der "Neuen Deutschen Wochenschau 1951", Sequenz ab 1.21 min. Oder auch hier, ein Fernsehbericht aus dem Jahr 1976 (Sequenz ab 6.20 min).

Der Erfolg war so groß, dass man sich schnell entschloss, dieses Ereignis jähr lich zu wiederholen und somit war die Gründung der damaligen "Eutiner Sommerspiele" – oder wie sie heute heißen "Eutiner Festspiele" beschlossen. Heute werden neben anderen Opern auch Operetten oder diese neuartigen Musicals aufgeführt. Mein Werk "Der Freischütz" ist aber nach wie vor das am meisten aufgeführte Werk in Eutin.

Aber nicht nur die Eutiner Festspiele erinnern musikalisch an mich: Auch die regelmäßige Veranstaltungsreihe der "Eutiner Webertage" ehrt mein musikalisches Erbe mit zahlreichen Konzerten.

Und dann gibt es auch noch eine wunderschöne Büste von mir im Weberhain an der Lübecker Landstraße, gar nicht weit weg von meinem Geburtshaus!

 

Warum bin ich in der Öffentlichkeit bekannt?

Da gibt es bei meinem unermüdlichen Schaffensdrang drei absolute Highlights:

Ich bin der Begründer der romantischen Oper in Deutschland!

Ich habe mit der Waldoper „Der Freischütz“ ein bis heute gefeiertes brillantes Meisterwerk geschaffen, das immer und immer wieder aufgeführt wird, auch in Eutin! Die Uraufführung fand am 18. Juni 1821 im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt statt. Sie wurde begeistert gefeiert und kommentiert!

Und mit der englischen Oper „Oberon“ konnte ich 1826 eine ebenfalls furiose Uraufführung im Royal Opera House in London feiern!

Nicht unerwähnt lassen möchte ich das beliebte Singspiel „Abu Hassan“, eine Geschichte aus „Tausendundeine Nacht“, erfolgreich uraufgeführt am 04. Juni 1811 im Münchner Residenztheater. Abu Hassan steckte tief im Schuldensumpf … warum ich diese Geschichte wohl ausgesucht habe?

Noch eine kleine Anmerkung am Rande: Mein Sohn Max Maria begründete übrigens als Ingenieur und Führungskraft die stürmische Entwicklung der Eisenbahn in Deutschland und Österreich.

Was habe ich Besonderes geleistet?

Na, vor allem das, was ich eben gesagt habe.

Nun denn, mit 17 Jahren war ich bereits Kapellmeister am Theater Breslau, anschließend wurde ich in Prag und dann in Dresden zum Kapellmeister und jeweils auch zum Operndirektor berufen.
In dieser Zeit war ich es, der bis heute weltweit geltende Organisationsregeln im Orchesterbereich einführte und durchsetzte: Ich war es, der den Taktstock für Dirigenten einführte!
Übrigens: Ich habe nicht nur diese bedeutende Oper geschrieben, ich habe auch die Orchesterwelt nachhaltig geprägt: Ich war es, der dem Orchester eine feste und logische Sitzanordnung gab.
Seitdem gilt generell, laute Instrumente hinten, leise Instrumente vorn! Und ich war es, der Proben für das gesamte Orchester zur Pflicht machte und eine systematische Probenarbeit einführte, vorher war das alles chaotisch!

All´ das ging nur gegen teils massiven Widerstand, wie Ihr Euch denken könnt.

Daneben habe ich eine Vielzahl von Konzerten, Kammer- und Klaviermusiken und vieles mehr geschrieben … mit oftmals viel Lob, aber wenig Brot! Zu nennen sind – natürlich neben dem Freischütz - die Opern Oberon, Euryanthe und zugegebener Maßen eher unbekannte Opern wie "Peter Schmoll und seine Nachbarn". Vielleicht lag hier der ausbleibende Erfolg aber auch an dem ungewöhnlichen Namen der Oper.


Wenn ich das so Revue passieren lasse, wundert es mich bis heute, dass ich in der Tat nie auf einen grünen Zweig kam, sondern wie mein Vater immer am am Rande der Pleite entlang schlidderte und manches Mal vor Schulden kaum aus den Augen schauen konnte.

Habt Ihr Lust, Euch einmal etwas von mir anzuhören oder anzusehen?

Ein besonderer Knaller sind z. B. die jeweils sehr unterschiedlichen Inszenierungen der Wolfsschlucht-Szene im "Freischütz", die jedem Fantasy-Film alle Ehre machen würden … Freikugeln werden gegossen … Samiel, der Teufel, taucht auf … Grauen macht sich breit.

Und als ergreifendes Wald-Audio genießt gern den berühmten Jäger-Chor!

Im Bundesarchiv gibt es dazu zwei Filme: Der Freischütz (im Menu den 4. Film auswählen) und in der  Wochenschau

Pleiten, Pech und Pannen … was waren für mich besondere Herausforderungen?

Vor allem ständige Gesundheits- und Geldprobleme. Sie zogen sich durch mein ganzes Leben. So ging es schon dem Vater.

Schon ab Geburt hatte ich eine Fehlbildung der Hüfte und lernte erst mit vier Jahren laufen, da konnte ich längst schon gut singen und Klavier spielen. Alle Theatergruppen, die Vater mit uns Kindern zusammen betrieb, scheiterten jeweils nach kurzer Zeit. Zurück blieben stetig steigende Schuldenberge.

Dann sollte ich musikalisches Wunderkind werden. Trotz Unterricht bei dem Bruder von Josef Haydn, Michael, klappte aber auch das nicht. Dann hatte Vater die Idee, ich sollte Lithographie lernen. Gesagt, getan, die anschließend gegründete Werkstatt wurde ein grandioser Mißerfolg. Meine erste Oper "Das Waldmädchen" wollte keiner hören und sehen. Ich konnte wirklich gut singen und trank dann geistesabwesend in Breslau aus einer Weinflasche, in der aber Salpetersäure für den Notendruck war. Meine schöne Singstimme war für immer zerstört!

Auch der ständige Verkehr in Adelskreisen nutzte finanziell wenig. Ich notierte einst beim Landgrafen Carl von Hessen-Kassel: "Auf Silber habe ich gespeist, hätte aber lieber Silber eingenommen". So war es immer wieder! Und dann noch die fortschreitende Tuberkulose in den 1820er Jahren, die kurz nach der grandiosen Uraufführung des "Oberon" am 05. Juni 1826 zu meinem Tod in London führte… Es war wirklich kein einfaches Leben!

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